Schreiben statt essen

Ich schreibe für mein Leben gern!

Schon im Vorschulalter, als ich das Alphabet noch nicht kannte, saß ich am Küchentisch und zog mit einem Bleistift Seite für Seite die Buchstaben von Büchern nach, die ich am Dachboden aufgestöbert hatte. In der Schule schrieb ich passable Aufsätze, die für mich wichtigen Dinge jedoch wurden meinem Tagebuch anvertraut, das ich mit einem kleinen Vorhängeschloss in Herzform versehen hatte. Es hielt meine ältere Schwester jedoch nicht davon ab, darin zu lesen. Gut, dass sie mir erst viel später davon erzählte, sonst wäre ich ihr damals wirklich böse gewesen.

Indem wir aufschreiben, was wir fühlen, können wir unsere Seele trösten.

Auf dem Weg zum Erwachsen werden wurde meine Liebe zum Schreiben in den Hintergrund gedrängt. Ich entdeckte etwas viel Besseres: Essen! Ein großes Stück Kuchen und ich vergaß meine Selbstzweifel, ein Teller mit Nudeln und ich fühlte mich nicht mehr so einsam. Ich versuchte, mit Essen mein Loch im Herzen zu stopfen. Erfolgreich war ich dabei jedoch nicht. Ich wurde nur noch unglücklicher und unzufriedener. Ich begann also wieder, mehr zu schreiben, mich schreibend damit auseinanderzusetzen, was ich wirklich brauchte, um mich gut zu fühlen. Denn mir wurde eines klar: Essen löst keine Probleme, es schafft nur zusätzliche. So begab ich mich Schritt für Schritt auf den Weg der Heilung, brachte mich zurück ins Gleichgewicht, erkannte, dass Essen eben nur Essen ist und dass ich andere Werkzeuge brauchte, um mit meinen intensiven Emotionen umzugehen. Später begann ich, meine Geschichte aufzuschreiben. Ich tat es für mich, und gleichzeitig auch für andere Menschen, um ihnen Mut zu machen und ihnen zu zeigen, dass es auch ein Leben ohne Diäten, ohne Schuld- und Schamgefühle und ohne „Bodyshaming“ gibt.

In dem Buch „Braucht die Seele Schokokuchen“ ist mein gesamter Erfahrungsschatz enthalten, den ich rund um ein gesundes Essverhalten angesammelt habe.

Heute genieße ich das Essen und das Leben. Und ich weiß um die wertvolle und heilsame Kraft des Schreibens. Egal ob es sich um Essays, Gedichte oder eben um das gute alte Tagebuch handelt. Denn ein Tagebuch, in dem ich regelmäßig schreibe, habe ich immer noch. Ich brauche es für mein emotionales und seelisches Gleichgewicht. Wenn ich Kummer habe, schreibe ich darüber, wenn ich mit einem Problem nicht weiterweiß, ordne ich meine Gedanken auf dem Papier. Wie eine gute Freundin stellt sich die leere Seite zur Verfügung, und durch meinen Füller fließen mit der Tinte Freud und Leid, Hoffnung, Trauer und Glücksgefühle auf das weiße Papier. Mein Atem wird freier, mein Herz leichter, und alles wird wieder ins passende Licht gerückt.

Ich schreibe für mein Leben gern – schreiben macht frei!